Casper: Nur Liebe, immer. – Albumreview

Casper credit Björn Hoffmann

Sonne-Sounds und mentale Gesundheit bestimmen das neue Casper-Album „Nur Liebe, immer“

von Tessa Weitemeier

Mit einem stimmungsvollen Intro holt Casper die Hörer seines neuen Albums „Nur Liebe, immer.“ sofort ab und weckt deren Aufmerksamkeit, ehe er ihnen mit „Echt von unten/Zoé freestyle“ einen Rückblick in seine Kindheit gewährt. Es ist ein Doppeltrack, der vom Sound her an Caspers Debütalbum „Hin zur Sonne“ erinnert. Während es in dem ersten Teil des Songs um die Vergangenheit geht, schließt sich der Kreis zur Gegenwart auf dem zweiten Teil.

Es ist kein Geheimnis, dass Casper

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in seinen Liedern schon immer über mentale Gesundheit, Depressionen und Angstzustände gesprochen hat, so nun auch wieder auf dem neuen Album. Untermalt von starken Beats spricht er auf „Sowas von da (hellwach)“ darüber, dass er auf der Suche nach körperlichen Ursachen für seine Probleme immer wieder in eine Sackgasse gerät, bis er feststellt, dass besagte Probleme psychische Ursachen haben. Ein Thema, mit dem sich sicherlich viele identifizieren können.

„Emma“ dient Casper als organische Atempause

Schon auf dem letzten Album „Alles war schön und nichts tat weh“ hatte man das Gefühl, dass Casper mehr und mehr einfach das macht, was er möchte. Diese Richtung verfolgt er auch auf dem neuen Album und überrascht mit seiner Gesangsstimme auf „Immer noch nervös“. Für wenige Sekunden wirkt es seltsam, dass Casper singt, aber es wirkt auch, als wäre er bei sich selbst angekommen und es macht Spaß, ihm dabei zuzuhören. Auf „Immer noch nervös“ thematisiert er eine verflossene Liebe, die ihn noch immer nervös macht und vielleicht auch nie aufhören wird, das zu tun. Es fühlt sich textlich ein bisschen so an, als wäre es eine Fortsetzung zu dem „Hinterland“-Song „20qm“.

Nach vier Songs mit intensiven Beats fühlt sich „Emma“ wie eine kleine Pause auf der Mitte des Albums an. Begleitet von einer Akustikgitarre spricht Casper hier eine Person direkt an und damit auch jeden Hörer und jede Hörerin. Mit Einsetzen des Schlagzeugs wird der Song größer und schraubt sich regelrecht in die Luft. „Emma“ ist eine absolut willkommene und organisch klingende Abwechslung.

Die Stadt, die es nicht gibt

Wir alle leben im Zeitalter von Social Media und Casper schafft es in der ersten Strophe von „Bist du noch da?“ die heimtückische Seite dieser virtuellen Welt zu beschreiben. In der zweiten Strophe geht es um das Gefühl, jemandem zwar körperlich nah zu sein, aber emotional weit entfernt zu sein und im Endeffekt sind beide Themen doch irgendwie eins.

Um herauszufinden, dass Casper aus Bielefeld kommt, braucht man sich nicht viele seiner Songs anzuhören. Es ist öfter thematisiert oder erwähnt. Mit „Verliebt in der Stadt, die es nicht gibt“ widmet er Bielefeld nun ein weiteres Lied und auch ein kleines bisschen eine Liebeserklärung. Musikalisch fühlt es sich an wie ein Filmsoundtrack eines Coming-of-Age-Filmes. Mit einem Text, den sicherlich jeder nachvollziehen kann, der aus seiner Heimatstadt weggezogen ist, ist ihm hier ein kleines Meisterwerk gelungen.

„Nur Liebe, immer.“ ist Caspers mutigstes Album, auf dem er genreübergreifend ein Mixtape an guten Songs liefert. Mit gewohnten und völlig ungewohnten Sounds wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig zuzuhören und Casper schafft es, mit diesem Album ein kleines Universum zu schaffen, in dem man sich gut aufgehoben fühlt. Das Outro lässt einen schließlich fast schwermütig zurück und es fühlt sich so an, als würde man den gesamten Abspann eines Films durchlaufen lassen, nur weil man nicht will, dass er schon endet.

„Nur Liebe, immer.“ von Casper erscheint am 24.11.2023 bei Eklat Tonträger / Warner Music. (Beitragsbild von Björn Hoffmann)

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